Verdrängungszucht mit Hannoveranern
Die traditionell bestehende Rivalität zum Oldenburger Zuchtgebiet verhinderte den Anschluss an das räumlich nahegelegene Oldenburg.
Auch die Gleichartigkeit des Zuchtmaterials und die identischen Ziele waren kein Argument, das Oldenburger Sportpferd auch in Ostfriesland offiziell zu züchten und zu einem nordwestdeutschen Verband zu fusionieren.
1964 entschloss sich die Zuchtleitung, Hannoveraner aus Celle einzusetzen. Es wurde ein Arbeitsabkommen geschlossen und 1965 wurden erstmals die gepachteten Hengste eingesetzt. Dieser Entschluss ist den Züchtern und der Zuchtleitung nicht leicht gefallen, da allen Beteiligten klar war, dass mit diesem Schritt das Ostfriesische Pferd unwiderruflich aussterben würde. Die Arabereinkreuzung hatte den Boden für die Verdrängungszucht gelegt, vor allem deshalb, weil es zu viele Pferde gab, die zu klein, oft auch zu kurz und teilweise sogar pummelig waren und auf dem preisbestimmenden Reitpferdemarkt nur in Ausnahmefällen einen Käufer fanden.
Die ostfriesische Pferdezucht wurde auf das hannoversche Zuchtziel umgestellt. Die rein ostfriesisch-oldenburgisch gezogenen Hengste verließen die Deckstationen und wurden durch Hannoveraner, Trakehner, Vollblüter und Araber ersetzt. 1967 deckten 22 Hengste insgesamt 932 Stuten, 71% davon hatten einen Reitpferdehengst zum Partner.
Alle ostfriesischen Stuten, die ein Fohlen von einem Hengst der edlen Rasse hatten, wurden im hannoverschen Vorbuch aufgenommen und die Nachzucht erhielt den hannoverschen Vorbuchbrand. Die Geschäftsstelle war 1967 von Norden nach Hannover verlegt worden. Die namhaften ostfriesischen Züchter schafften sich zunehmend reingezogene hannoversche Stuten an. Die letzte Hengstkörung in Aurich fand 1973 statt und 1975 löste sich das Ostfriesische Stutbuch als selbständiger Zuchtverband auf und gliederte sich als Bezirksverband Ostfriesland dem Verband hannoverscher Warmblutzüchter an.